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Brücke von Mensch zu
Mensch
Die Leier in Behindertenarbeit und
Altenpflege
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Die therapeutische Bedeutung der
großen Gärtner Kantelen "Horand
Gärtner gab mir seiner- zeit die große diatonische Kante- le
mit in unsere Einrichtung, ver- bunden mit der Bitte, sie in der Arbeit
mit Seelenpflege-bedürf- tigen Kindern zu erproben, um ihm dann
Rückmeldurg für seine Entwicklungsarbeit zu
machen. Hauptansatzpunkte für meine musiktherapeutische Arbeit
war das Bemühen, Instrumente zu finden, auf denen auch das
ganz schwache Kind selbstständig zu einem Musikerleben im
freien Spiel kommt. Der Zusammenklang bzw. das wechselseitige
Zusammenspiel ist ein Musikerlebnis besonderer Art, deren Wirkung sich
bisher noch niemand verschließen konnte, dem ich die
Instrumente vorstellte. |
Nach vielen Klangversuchen ka- men die
Instrumente dann bei der musiktherapeutischen Arbeit mit unseren
Seelenpflege - bedürfti- gen Kindern zum Einsatz. Hierbei zeigte
sich sehr schnell daß der Klang der Instrumente eine be- sonders
harmonisierende Wir- kung auf das Kind hat. Das Kind lauscht
andächtig dem entstehen- den Klang, die Atmung verändert sich
zu einem tiefen gleichmaßi- gen Atemholen. Ein kleiner Junge von
sechs Jahren, der es sehr schwer hatte, in den Schlaf zu kommen, und den
man auch nicht "in den Schlaf leiern" konn- te, weil er aufgrund seiner
Zwang- haftigkeit die gespielten Melodi- en, "nachleiert" bzw. ihnen
vor- griff, fand beim Spiel der akkor- disch gestimmten Kantele
inner- halb weniger Minuten den Schlaf Vor allem bei spastischen
Kin- dern beobachten wir eine gewisse Lösung aus der
Verkrampfung beim Spiel auf dem Instrument. |
Das überzeugendste Erlebnis fur den
therapeutischen Stellenwert dieses Instrumentes liefert ein
kleiner siebenjähriger Junge, der von extremen
Unruhezuständen regelrecht ergriffen wird. Der Kreislauf sackt bei
derartigen Zu- ständen ins lebensbedrohliche ab. Abhilfe oft schon
im Vorstadium dieser Zustände bietet folgende Anwendung. Ich lehne
das Kind mit dem Rücken an die Rück- wand der Tenorkantele.
Dann be- ginne ich in gleichmäßigen Streichbewegungen den
Akkord von unten nach oben aufzubau- en, bis das volle Spektrum
aller drei Akkorde erklingt und lasse es dann wieder nach unten
ab- nehmen, bis nur noch der tiefste Ton allein erklingt. Durch
die enorme Resonanz des Instru- ments setzt die ausgleichende Wirkung
fast schlagartig ein."
Auszüge aus einem Text
des Musiktherapeuten Martin Jung |
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Leierspiel als therapeutische Erfahrung
"Zunächst ist das einfache Betätigen des
Tastsinns im gleitenden Streichen über die Saiten, schon mit der
ganz einfa- chen Flügelkantele in hoher oder auch tiefer Stimmung
eine starke |
Sensibilisierung der Fingerspit- zen. Mehr
noch das medellieren- de Anschlagen der Saiten, die bis in die
Kopfspähre strahlen, mit leisem oder festen Druck auf die Saiten
variierend. Weiterhin das Ergreifen kleinerer und größerer
Intervallabstände, das Zusammenwirken von rechter und linker Hand im
Miteinander, Gegeneinander, einem Ge- sprächsvorgang gleich. Nun
stellt das große Gebiet des Harmonischen mit seinem
viel- fältigen Geschehen ein reiches therapeutisches Angebot
dar. Mit dem Wechsel von Dur und Moll, von Dissonanz und Konso- nanz,
ergeben sich Aufgaben des Sich Auseinandersetzens im seelische Bereich,
im Überwinden und Lösen von Konflikten; Gleichge- wicht der
Seele schaffend."
Auszüge aus: "Die hohe Schule des
Leierspiels" von Elisabeth Gärtner (siehe Bild
links) erhältlich im Verlag des Ateliers
für Leierbau |
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Freund und Helfer im Alter "Als selbst im hohen Alter Stehende möchte ich Sie mit
ei- nem besonderen Helfer und Freund bekannt machen. Dieser Helfer ist
ein harfensartiges Sai- teninstrument, Leier genannt. Die Formen tun
schon beim An- schauen wohl, und ihr bezauben- der lichterfüllter
Klang nimmt in seinem Schweben alle Ver- krampfungen und
Bedrückungen des Alltags und des Alters aus der Seele. Obwohl die
Leier ein Musikinstrument ist mit allen künstlerischen
Qualitäten des Musizierens, kann sie auch dem Ungeübten wegen
ihrer einfa- chen Handhabung beglückende Erlebnisse schenken. Selbst
dem im Bett oder Rollstuhl befindli- |
chen Menschen kann die auf dem Schoß
gehaltene oder auf der Bettdecke gelegte Leier im Erklingenlassen der
Saiten Freu- de und Friede geben. Auch nur beim einfachen
Darübergleiten der Hand oder dem Anschlagen einer einzelnen
Saite. Eine besondere Erfahrung mit der lösenden Wirkung
dieser sanften, gleitenden Musik und ih- rer Schwere überwindenden,
auf- blühenden Tönen - kann in der Begleitung letzter schwerer
Le- bensstunden gemacht werden. Wir haben mit der Leier ein hoch zu
schätzendes Werkzeug, das seine Wirksamkeit in allen Le- benslagen
zu erweisen vermag, und gerade im Alter als unent- behrlicher
Lebensbegleiter gelten kann."
Auszug aus einem Text von Elisabeth
Gärtner |
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