Ein Instrument geht in die Welt
Die Geschichte der
Gärtner-Leiern
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 W. Lothar Gärtner, dieses im
wahrsten Sinne des Wortes so "sagenhafte" Urinstrument nach einer
langen Zeit der Vergessenheit der Menschheit wieder in neuer und
zeit- gemäßer Form erschlossen zu haben. Er gestaltete
diese "neue" Leier in der Besinnung auf urmusikalische
Phänome- ne. Die von W. Lothar Gärt- ner geschaffene Leier
hat in der nun schon ein Menschen- alter währenden Zeit seit
ihrer Neuschöpfung mittlerweile in der ganzen Welt Anklang ge-
funden. Dank ihrer ganzheitli- chen Konzeption von Form und Klang
konnte sie in viele unterschiedliche Lebensberei- che
vordringen.
Der Plastiker und Instrumen- tenbauer W. Lothar
Gärtner Innerlich vom Aufbauerlebnis des
Goetheanums geprägt, ging es W. Lothar Gärtner in
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Die geistigen
Väter der Gärtner-Leiern, Ed- mund Pracht (links), der
als Musikpädagoge ein neues Instrument für sei- ne Arbeit mit
seelenpfle- gebedürftigen Kindern suchte, und W. Lothar
Gärtner (rechts), der als Plastiker und Instrumen- tenbauer,
ausgehend von der einfachen Skizze sei- nes Freundes, dieses
völ- lig neuartige Instrument schuf. (Fotos v. 1948) |
Gestalterische
Einflüsse: Oben: Altes Goteanum in seiner runden Form, erste
Kinderleier. Unten: Neues Goetheanum in eckig-kristalliner Form,
geschnitzte Kinderleier.
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Mythos der Leier Manche kennen
die Leier viel- leicht nur vage als ein alter- tümliches
Instrument, wie zum Beispiel die griechische Kithara oder die keltische
Ly- ra, denn längst verklungen sind ihre Melodien. Und nur aus
der Überlieferung wissen wir noch, daß deren Klänge ei-
ne sehr harmonisierende Wir- kung auf den Menschen hat- ten uns sie im
Mysterienspiel gebraucht wurde.
Die Geburt der "neuen" Leier Um
dies Qualitäten ging es auch dem Musikpädagogen Edmund
Pracht, als er seinen Freund W. Lothar Gärtner da- zu inspirierte,
ein Saiteninstru- ment zu bauen. Es ist der große Verdienst
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seinem Gestalten vor allem darum, das Wesen musikali- scher
Phänomene zu ergrün- den und plastisch auszudrük- ken:
Geistig - Seelisches also in eine Formensprache zu transportieren. Das
Musikin- strument als Organ zu gestal- ten war sein Anliegen -
nicht als Apparat oder gar Maschi- ne. |
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Kesselpauke mit lautenförmigem
Holzkörper |
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Die Taoleier, gebaut für die Rudolf Steiner empfohlene,
meditative Tonstimmun h,a,e,d. |
Inspieriert von dieser Idee, be- schränkte sich sein
Werk nicht ausschließlich auf die Leier, sonder entwickelte
sich, einmal entzündet, stän- dig metamophorisch weiter. So
entstanden Röhrenglok- kenspiele in verschiedenen
Größen, die sich von aus Holz geschnitzten handlichen Mo-
dellen bis hin zu einer kupfer- getriebenen 2.55 m hohen Form erhoben.
Eine lautenar- tig geformte, hölzerne Kessel- pauke entstand, -
des weite- ren eine Sonderform der Leier, die Taoleier, die ganz
entspre- chend nach dem musikali- schen Verständnis Rudolf
Steiners geschaffen wurde. Aber auch mit Streich- und
Blechblasinstrumenten setzte er sich auseinander.
Vollwertiges Konzert- instrument und
mehr... Wie der große Formenkanon der Leiern
jedoch zeigt, wid- mete sich Lothar Gärtner in seinem Hauptwerk
vor allem der Weiterentwicklung der Lei- er. Sie fand von all seinen
In- strumenten die größte Reso- nanz. Zuerst am
Goetheanum, dann in der ganzen Welt, bil- deten sich Leierspielkreise,
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den
musikalischen Umgang mit dem Instrument kontinu- ierlich pflegten und
weiterent- wickelten. Es entstanden klas- sische Notationen und
Kom- positionen für die Ieier. In die- sen Spielkreisen, und
natür- lich als konzertfähiges Instru- ment für Solo,
Ensemble und Chor sowie in Verbindung mit Gesang und anderen
Instru- menten, hat die Leier ihren fe- sten Platz. Gemäß
der Intenti- on Edmund Prachts erkannte man, wie sehr sich die
Leier durch ihren direkten Zugang und ihre musikalischen Qua-
litäten auch für die Anwen- dung im pädagogischen und
therapeutischen Bereich eig- net. So schätzen heute Musik-
therapeuten, Heilpädagogen, Lehrer und Kindergärtner den Wert
dieses Instrumentes in ganz besonderer Weise.
Von den Anfängen bis heute Seit Beginn der Arbeitsge- meinschaft W. Lothar Gärt-
ner-Edmund Pracht 1926 in Dornach/Schweiz, hat sich das Atelier
für Leierbau von der einfachen Werkstatt zu ei- nem modern
ausgestatteten Instrumentenbau - Meisterbe- trieb gewandelt. W.
Lothar |
Gärtner
spezialisierte sich schon früh, so daß er be- reits 1938 als
erster die Leier- bau-Meisterprüfung ablegte. Die Tradition der
Familie be- wahrend, folgte ihm sein Sohn, der heutige
Geschäfts- inhaber und Leierbaumeister Horand Gärtner, der
zunächst gemeinsam mit seiner Mutter, der Musikpädagogin und
Eu- rythmistin Elisabeth Gärtner, und jetzt mit seiner Ehefrau
Karin Gärtner seit 1980 das Atelier für Leierbau leitet.
Qualität aus Meisterhand Die Gärtner-Leiern sind in Materialbeschaffenheit, Form-
gebung, Verarbeitung und Klangqualität trotz verschie- dener
Versuche des Nachbaus bzw. Kopierens unseres Erach- tens unbestritten
die Besten. Sie sind wahrhaft von "Mei- sterhand" geschaffen, eben
das Original. Viele zigtausend Instrumente sind aus dem Atelier in
Konstanz hervorge- gangen und in die ganze Welt verkauft worden. Dieser
Erfolg liegt daran, daß wir immer darum bemüht sind,
durch ständige Weiterentwicklung beste Qualität zu schaffen.
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Oben: Die
Kontrabaßleier war 1928 mit dabei auf der Weltaustellung in
London Unten: Großes Röh- renglockespiel mit den
Maßen 2.55 x 1.80 m. Die Vielfalt der Instrumen- tenentwicklung
zeigt uns das schöpferische Potenti- al und die enorme Kreati-
vität Lothar Gärtners.
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